Die Presse berichtete
Süddeutsche Zeitung, WM, 17.07.2004


Traurige Zwischenbilanz der Kulturstraße in Weilheim
Randalierer machen vor Kunst nicht Halt
Zehn Objekte sind zerstört worden / Aussteller sind mit Präsentation dennoch zufrieden
Von Barbara Könnecke

Weilheim  Noch zwei Wochen dauert die Weilheimer Kulturstraße III an und immer noch werden zahlreiche Besucher von der Freiluftkunst in der Au angelockt. Gisela Forster, ausstellende Künstlerin und mittlerweile zur „Fachfrau für Kulturstraßen" avanciert, Monika Zöttl und Wolf Sperling, die beiden Vorsitzenden der Naturfreunde und damit Initiatoren der Veranstaltung, Ragnhild Thieler, Kulturreferentin der Stadt und Georges Frederic, Künstler, zogen jetzt erste Bilanz.

   „Zunächst kam eine große Begeisterungswelle, dann folgte eine Aktionswelle, in der die Leute erst Lust bekamen, die Dinge anzufassen und später zu zerlegen." Gisela Forster hat eben ihre eigene Art, die Dinge zu sehen. Tatsächlich sind von 80 ausgestellten Kunstobjekten mittlerweile zehn Werke mutwillig zerstört worden. Einige Objekte, so die beiden metallischen Fische von Georges Frederic, fanden sich in der Ammer wieder und wurden vom Künstler selbst aus dem Fluss gefischt.
   Vielleicht sei es ein Zeichen der Zeit, meinte Forster, deren Schröder-Installation in Folge des „Kunstvandalismus" ihren Kopf eingebüßt hat, dass die Leute die Dinge nicht stehen lassen können. „Vielleicht wollte man nur sehen was unter der Gummimaske ist", nahm die Künstlerin zu Gunsten der Zerstörer an. Kein Verständnis für das  „Zerlegen" der Kunstobjekte hat allerdings Wolf Sperling. Hier fehle einfach der
Respekt vor fremdem Eigentum. 

Auch die ausstellenden Künstler zeigten sich empört. Sie hatten Anzeige gegen Unbekannt gestellt.
   Kulturreferentin Ragnhild Thieler distanzierte sich deutlich von den Übergriffen, die sie, wie sie sagte, sehr bedaure. Doch keinesfalls wolle sie das Demolieren in den Vordergrund gestellt wissen. Immer wieder sei sie die Kulturstraße mit dem Fahrrad abgefahren und hätte dabei nur Schönes erlebt. Alle Altersgruppen seien unterwegs gewesen von den kleinen Kindern, die das Suchen der Kunstwerke besonders aufregend gefunden hätten bis zu den älteren Kunstgenießern. „Jeder konnte für sich etwas finden." Und hier waren sich auch alle einig  Die Kulturstraße III zeichnet sich schon jetzt als voller Erfolg ab. Kunst sei hautnah vermittelt und erlebt worden. „Über die Kunst ist eine Art von  Kommunikation entstanden, die anders ist", sagte Forster. „Auch objektmäßig war alles da - von der Flugente bis zur Möglichkeit, Haiku Gedichte zu verfassen", hielt Frederic fest. Allein schon bei der Erinnerung an den Aufbau der Kulturstraße gerieten die Verantwortlichen ins Schwärmen. Von der Suche nach einem geeigneten Platz für das Objekt bis hin zum Schrauben u Werkeln der Künstler die Ammer rauf und runter", sei die ganze Aktion ein begeisterndes Erlebnis gewesen. Und vielleicht kann mau die negativen Erfahrungen ins Positive verkehren und die Anregung von Gisela Forster aufgreifen, bei künftigen Kulturstraßen mehr Dinge zu bringen, die zum  Mitmachen anregen, damit die Leute aufbauen statt zerstören können.