Weilheim Noch zwei Wochen dauert die Weilheimer
Kulturstraße III an und immer noch werden zahlreiche Besucher von der Freiluftkunst in der Au angelockt. Gisela Forster, ausstellende Künstlerin und mittlerweile zur „Fachfrau
für Kulturstraßen" avanciert, Monika Zöttl und Wolf Sperling, die beiden Vorsitzenden der Naturfreunde und damit Initiatoren der Veranstaltung, Ragnhild Thieler, Kulturreferentin der Stadt und Georges Frederic, Künstler, zogen jetzt erste Bilanz.
„Zunächst kam eine große Begeisterungswelle, dann folgte eine Aktionswelle, in der die Leute erst Lust bekamen, die Dinge anzufassen
und später zu zerlegen." Gisela Forster hat eben ihre eigene Art, die Dinge zu sehen. Tatsächlich sind von 80 ausgestellten Kunstobjekten mittlerweile zehn Werke mutwillig zerstört worden. Einige Objekte, so die beiden metallischen Fische von Georges Frederic, fanden sich in der Ammer wieder und wurden vom Künstler selbst aus dem Fluss gefischt.
Vielleicht sei es ein Zeichen der Zeit, meinte Forster, deren Schröder-Installation in Folge des „Kunstvandalismus" ihren Kopf eingebüßt hat, dass die Leute die Dinge nicht stehen lassen können. „Vielleicht wollte man nur sehen was unter der Gummimaske ist", nahm die Künstlerin zu Gunsten
der Zerstörer an. Kein Verständnis für das „Zerlegen" der Kunstobjekte hat allerdings Wolf Sperling. Hier fehle einfach der
Respekt vor fremdem Eigentum.
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Auch die
ausstellenden Künstler zeigten sich empört. Sie hatten Anzeige gegen Unbekannt gestellt.
Kulturreferentin Ragnhild Thieler distanzierte sich deutlich von den Übergriffen, die sie, wie sie
sagte, sehr bedaure. Doch keinesfalls wolle sie das Demolieren in den Vordergrund gestellt wissen. Immer wieder sei sie
die Kulturstraße mit dem Fahrrad abgefahren und hätte dabei nur Schönes erlebt. Alle Altersgruppen seien
unterwegs gewesen von den kleinen Kindern, die das Suchen der Kunstwerke
besonders aufregend gefunden hätten bis zu den älteren Kunstgenießern. „Jeder konnte für sich
etwas finden." Und hier waren sich auch alle einig Die Kulturstraße III zeichnet sich schon jetzt als voller Erfolg ab. Kunst sei hautnah vermittelt und erlebt worden. „Über die Kunst ist eine Art
von Kommunikation entstanden, die anders ist", sagte Forster. „Auch objektmäßig war alles da - von der Flugente bis zur Möglichkeit, Haiku Gedichte zu verfassen", hielt Frederic fest. Allein schon bei der Erinnerung an den Aufbau der Kulturstraße gerieten die Verantwortlichen ins Schwärmen. Von der Suche nach einem geeigneten Platz für das
Objekt bis hin zum Schrauben u Werkeln der Künstler die Ammer rauf und runter", sei die ganze
Aktion ein begeisterndes Erlebnis gewesen. Und vielleicht kann mau die negativen Erfahrungen ins
Positive verkehren und die Anregung von Gisela Forster aufgreifen, bei künftigen
Kulturstraßen mehr Dinge zu bringen, die zum Mitmachen anregen, damit
die Leute aufbauen statt zerstören können.
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